Selten sind bei einem Künstler Motiv und Technik zu einer so vollkommenen Symbiose verschmolzen wie bei Oskar Stössel. Er war ein Meister der Radierkunst, wobei er seine Brillanz vor allem im Portrait entfaltete. Seine Klientel setzte sich aus dem Who is Who der internationalen Gesellschaft zusammen. Daneben schuf er auch ein qualitätsvolles Oeuvre als Maler schrieb die Neue Galerie Graz anlässlich einer Ausstellung über den Künstler im Jahre 2008.
Der 1879 im niederösterreichischen in Neunkirchen geborene Oskar Stössel übersiedelte mit seinen Eltern Leopold Stössel und Bertha geb. um das Jahr 1892 nach Graz. Hier absolvierte er nach seiner Schulzeit zunächst eine Ausbildung zum Bauingenieur an der Technischen Hochschule . Danach studierte er in Graz Malerei, bei Constantin Damianos, Leo Diet und Alfred Schrötter von Kristelli. In dieser Zeit war Stössel auch in der Jüdisch-Akademischen Verbindung „Charitas“ aktiv.
Ab 1919 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er sich von Ferdinand Schmutzer in der Technik der Radierung ausbilden ließ. Sein Bruder, der Schauspieler Ludwig Stössel (siehe Artikel an anderer Stelle hier), ermöglichte ihm Bekanntschaften mit Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft sowie Adeligen, wodurch er zu zahlreichen Aufträgen kam. Seine Farbradierungen wurden international bekannt. 1938 flüchtete Oskar Stössel aus Österreich in die USA flüchten, wo er seine künstlerische Karriere erfolgreich weiterführen konnte und wiederum Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft darunter auch Präsident Franklin D. Roosevelt porträtierte. In den 1950-er Jahren kehrte er zeitweilig nach Österreich wo er in Wien lebte. Er verstarb 1964.
Stössls Eltern sowie einige seiner Geschwister blieben auch nach seinem Fortgang aus Graz im Jahre 1919 hier ansässig. Sein Vater sowie zwei seiner Geschwister fanden auf dem jüdischen Friedhof der Landeshauptstadt ihre letzte Ruhestätte.