Jüdische Filmbar Graz: The Jewish Cardinal

Von 25. April 2019 18:30 bis 20:30
Kategorien: Events

INHALT

(Aaron) Jean-Marie Kardinal Lustiger (17. September 1926 in Paris – 5. August 2007 ebenda) war von 1981 bis 2005 römisch-katholischer Erzbischof von Paris. „The Jewish Cardinal“ erzählt die herausragende Geschichte des als Kind polnisch jüdischer Eltern geborenen Aaron Lustiger, der auch nach seiner im Alter von 14 Jahren erfolgten Konversion zum Katholizismus aus eigener Sicht eine jüdische Identität beibehielt. So meinte Lustiger einmal etwa: "Zu behaupten, ich sei nicht mehr Jude, wäre wie wenn ich meine Eltern verleugnen würde ... Ich bin genauso jüdisch wie alle anderen Mitglieder meiner Familie, die in Auschwitz oder anderen Konzentrationslagern geschlachtet wurden".

Auch nach seiner Ernennung zum Bischof von Orléans bzw. Erzbischof von Paris durch Papst Johannes Paul II. eröffnete er (sich) eine neue Plattform um seine duale Identität als römisch-katholischer Jude zu leben, was ihm sowohl von christlicher als auch von jüdischer Seite Kritik eröffnete.

Im Konflikt um die von jüdischer Seite heftig bekämpfte Errichtung eines Karmeliterklosters auf dem Boden des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz fungierte er zunächst als Mittler, bis er, dessen Mutter selbst in diesem Lager ermordet worden war, sich schließlich zuletzt gezwungen sah eindeutig Stellung zu beziehen.

Sein Kampf für die innerliche und religiöse Freiheit eines jeden Menschen gegen Totalitarismus und Ideologie, Klerikalismus und Einheitsdenken trieb ihn dazu an, die französische Kirche stark zu reformieren. Er war einer der wichtigsten Berater von Papst Johannes Paul II.

2005 legte er sein Amt als Erzbischof von Paris nieder.

Kardinal Lustiger starb am 5. August 2007 nach langem, schwerem Krebsleiden in einem Pariser Krankenhaus. Die Exequien wurden am 10. August in der Kathedrale Notre Dame de Paris durch Erzbischof André Vingt-Trois zelebriert. Gemäß dem letzten Willen des Verstorbenen wurde dabei vor Betreten der Kathedrale und der katholischen Liturgie etwas Erde aus Israel auf sein Grab gestreut. Anschließend rezitierten zwei jüdische Mitglieder seiner Familie den Psalm 113 auf Hebräisch sowie das Kadisch, das jüdische Totengebet. Dies symbolisierte seine Hoffnung, Judentum und Christentum „Seite an Seite“, wie er sagte, verwurzelt im selben Glauben an den einzigen Gott und in der Hoffnung auf das Kommen des Messias vereint zu sehen.

Den Text seiner Gedenktafel in der Kathedrale Notre-Dame in Paris hat er selbst verfasst:

„Ich bin als Jude geboren. Ich trage den Namen meines Großvaters väterlicherseits, Aron. Christ geworden durch den Glauben und die Taufe, bin ich doch Jude geblieben, wie es auch die Apostel geblieben sind. Meine heiligen Patrone sind der Hohepriester Aron, der heilige Apostel Johannes, die heilige Maria voll der Gnade. Von S. H. Papst Johannes Paul II. zum 139. Erzbischof von Paris ernannt, wurde ich am 27. Februar 1981 in dieser Kathedrale inthronisiert und habe meinen gesamten Dienst hier verrichtet. Wer hier vorbeigeht, möge für mich beten.“

Der Film erzählt die bewegte Lebensgeschichte eines Mannes, der sich zum bedeutenden Akteur der jüdisch-christlichen Beziehungen entwickelte. Die Produktion von Ilan Duran Cohen konzentriert sich vor allem auf die Auseinandersetzung des Geistlichen mit seiner Herkunft und seiner strategischen Rolle zwischen Christentum und Judentum. Dementsprechend wurden gewisse Freiheiten in der Erzählung vorgenommen, wie die Tatsache, dass er Einzelkind war. Der Film liefert eine Interpretation der inneren Kämpfe des Kirchenmannes. Diese werden subtil mit der wandelnden Innen- und Außenpolitik der katholischen Kirche unter Johannes Paul II. verbunden.

Freier Eintritt:

Im Anschluss an den Film findet wie gewohnt eine kritische Besprechung bzw. Erörterung des Themenschwerpunktes statt.

Anmeldung: Bitte reservieren Sie Ihre Teilnahme unter folgendem Link:

Eventrückblicke

  • 26-Nov-2019 | MIGUEL HERZ-KESTRANEK

    Am 26.11.2019 konnten wir Miguel Herz-Kestranek bei uns in der Grazer Synagoge willkommen heißen. Mit einer Lesung aus seinem Buch "Die Frau von Pollak oder wie mein Vater jüdische Witze erzählte" führte er in beeindruckender Weise durch eine untergegangene Welt und ein Repertoire an jüdischen Witzen. Das Publikum in der vollbesetzten Synagoge zeigte sich begeistert. Im Anschluss an die Lesung signierte der Autor auch sein neu erschienes Buch "Lachertorten mit Schlag".

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