Geschichte

Synagoge Laibach

Synagoge Laibach

 Synagoge Laibach

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Die Synagoge Laibach ist ein in einem Wohnhaus im Zentrum der slowenischen Hauptstadt Laibach untergebrachtes jüdisches Bethaus des Verbandes der Jüdischen Gemeinden von Graz und Laibach. Es geht in seiner Gründung, Planung und Realisierung auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz Elie Rosen zurück und wird auch von der Jüdischen Gemeinde Graz für die Jüdische Gemeinde Sloweniens bzw. die Juden Sloweniens unterhalten. Aus Mangel an finanziellen Mitteln war es zuvor nicht gelungen, eine eigene dauerhafte Synagoge für die Jüdische Gemeinde Sloweniens in Ljubljana zu errichten. Sie war bisher vielmehr auf Provisorien angewiesen.

Die nach traditionellem (orthodoxem) Ritus geführte Synagoge Laibach wurde am Gedenktag der Novemberpogrome 1938 am 9. November 2021 in Anwesenheit des slowenischen Staatspräsidenten Borut Pahor, des römisch-katholischen Erzbischofes Stane Zore und des Mufti von Slowenien Nevzet Porić sowie einer Vielzahl hochrangiger Vertreter aus Politik, Diplomatie und Gesellschaft eröffnet. Die Republik Österreich war durch Botschafterin Elisabeth Ellision-Kramer vertreten.

Die Jüdische Gemeinde Sloweniens, als einzige vom European Jewish Congress festgestellte, rechtmäßige Vertretung der Juden Sloweniens, und der Verband der Jüdischen Gemeinden Graz und Laibachs stehen in keinerlei Verbindung zum sogenannten “Jüdischen Kulturzentrum” in Ljubljana.

 

Innenraum Synagoge web

 

Synagoge Abendstimmung außen web

 

 

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Beth Hamidrash

Beth Hamidrash

Das Beth HaMidrash (Das Lehrhaus)

 

Nach der Zerstörung der alten Synagoge im Zuge des Novemberpogroms 1938 mussten sich die steirischen Juden von 1946 bis 1969 mit einem behelfsmäßig eingerichteten Betraum zufriedengeben, der im ersten Stock des Amtshauses untergebracht war.

Erst im Jahre 1969 nahm die Grazer Kultusgemeinde die Adaptierung von freigewordenen Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Amtshauses in Angriff, in denen sowohl die Administration als auch ein würdiger Betsaal untergebracht werden sollten.

Die 1969 errichtete Betstube präsentierte sich in weiterer Folge dennoch weiter recht bescheiden mit flexibler Bestuhlung und lediglich kleiner nicht fixer Bimah. Herzstück bildete der nunmehr fix verbaute Thoraschrein mit Messing beschlagenen Schiebetüren und einer in der Mitte auf den Griffen ausgeformten Menorah. Ein den Anforderungen des traditionellen Ritus entsprechendes Raumkonzept war nicht gegeben.

Nach der Fertigstellung und „Einweihung“ der neuen Synagoge im November 2000 ging die Betstube ihrer Funktion verlustig. Ausgeräumt blieb von ihr nur mehr der verbaute und leere Thoraschrein. In den Folgejahren wurde der Raum multifunktional genützt und geriet allmählich in Vergessenheit.

Nach dem Amtsantritt von Präsident Kultusrat MMag. Elie Rosen, von diesem die schrittweise Sanierung der teilweise seit den sechziger Jahren nicht mehr überholten Präsidial- und Verwaltungsräumlichkeiten in Angriff genommen worden war, stellte sich in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der Nutzung eben dieses Raumes. Nach entsprechenden Planungsarbeiten wurden die Räumlichkeiten von März bis April 2018 als Beth HaMidrash vollkommen neu adaptiert und der (allein) noch erhaltene Thoraschrein des alten Bethauses in das Konzept miteinbezogen. Die notwendige Möblierung wurde gespendet.

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Das Beth HaMidrash präsentiert sich nunmehr als vollwertige, kleine Synagoge. Es gliedert sich dem traditionellen Ritus folgend in eine Herrenabteilung sowie eine von dieser durch eine Mechitzah getrennte Damenabteilung. Das Lehrhaus ist mit fixen und gleich der großen Synagoge dunkelblau gepolsterten Betbänken ausgestattet und verfügt über insgesamt 60 Sitzplätze.

In der Mitte der Herrenabteilung befindet sich eine über dem Raumniveau angesiedelte Bimah, an der Ostseite der noch aus der alten Betstube stammende und wandverbaute Thoraschrein mit seinen messingbeschlagenen Türelementen, über dem ein Ner Tamid (ewiges Licht) leuchtet.

Das Beth HaMidrasch dient religiösen Vorträgen sowie der Abhaltung von Gebeten, wenn die große Synagoge aus raumklimatechnischen Gründen nicht benützt werden kann.

 

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Neue Synagoge

Neue Synagoge

 Die neue Synagoge - Geistiges Zentrum und Sichtbarwerden

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Alle im Grazer Stadtparlament vertretenen Parteien haben am 21. Oktober 1998 einstimmig die Wiedererrichtung der Grazer Synagoge beschlossen. Im Auftrag und aufgrund einer Initiative der Stadtgemeinde Graz wurde der Synagogenbau, im Wesentlichen finanziert von Stadt Graz, Land Steiermark und Österreichischem Nationalfond während der Präsidentschaft von Präsident KommR Konsul Kurt Brühl realisiert.

Der Grundidee folgte die Planung des Grazer Architektenehepaares Dipl. Ing. Jörg und Dipl. Ing. Ingrid Mayr, welche zuvor bereits für die Planung der (oben beschriebenen) Gedenkstätte am nunmehrigen Bauplatz (1988) sowie der neuen Zeremonienhalle auf dem jüdischen Friedhof (1990-1991) verantwortlich gezeichnet hatten. Die Architekten bezogen in den auch realisierten Entwurf in weiterer Folge und in einzigartiger Weise einerseits die (1988 an der Oberfläche) freigelegten Grundmauern des alten Synagogenbaus mit ein. Andererseits wurden in dem auf diese Grundmauern aufsetzenden Sichtziegelgürtel auch rund 9.600 Ziegel der alten Synagoge, die 1938/1939 für die oben beschriebene Garagenummauerung in der Alberstrasse verwendet worden war, eingebracht. Diese Ziegel waren zuvor nach dem Abbruch der Ummauerung sichergestellt und von Schülerinnen und Schülern des Bundesrealgymnasiums Lichtenfelsgasse, der Höheren Technischen Bundeslehranstalt und der Handelsschule bzw. der Handelsakademie Grazbachgasse in mühevoller Arbeit gereinigt.

Innenraum Synagoge web

Der 1988 von der Stadt auf dem Synagogengrundstück errichtete Gedenkstein wurde von den Architekten in die Planung miteinbezogen und befindet sich heute direkt unterhalb der gläsernen Bimah im Untergeschoss.

An Materialien für die neue Synagoge wurden vor allem Ziegel, Stahlbeton und Glas verwendet. Die geometrischen Grundkörper Würfel und Kugel beschreiben den Zentral/Sakralraum der Synagoge und bestimmen auch das äußere Erscheinungsbild.

Die tragende Konstruktion der verglasten Kuppel besteht aus zwölf Stahlsäulen, die die zwölf biblischen Stämme repräsentieren sollen und sind paarweise durch Bögen verbunden und in der Kuppel in einem Davidstern vereint. Die herrliche Kuppel besteht aus einer fünfteiligen Glaskonstruktion und soll die fünf Bücher der Thora symbolisieren.

In jedem der fünf Kuppelsegmente finden sich in hebräischer Schrift die jeweiligen Anfangs- bzw. Abschlussverse der einzelnen Wochenabschnitte.

Anders als die alte Synagoge verfolgt die neue Synagoge ein konsequentes traditionelles Raumkonzept. Die Bimah (Alemor), auf dem die Thoralesungen vorgenommen werden, befindet sich dem entsprechend im Zentrum des Sakralraumes, vier Stufen über dem Raumniveau. Der in Form der zwei biblischen Bundestafeln aus Holz gefertigte Thoraschrein, in dem die von Hand auf Pergament geschriebenen Thorarollen aufbewahrt werden, steht hinter einem von Klosterschwestern zur Eröffnung gefertigten Parochet (Vorhang), in einer um zwei Stufen höher liegenden, raumhohen Nische an der Ostwand in Richtung Jerusalem gerichtet. Vor dem Thoraschrein findet sich das Ner Tamid (ewiges Licht).

Die Bankreihen der Männerabteilung im Erdgeschoss mit Plätzen für 100 Personen sind an drei Seiten um die Bimah angeordnet. Eine Empore mit 45 Sitzplätzen umgibt den Hauptraum und bildet die Damenabteilung. 

Im Untergeschoss der Synagoge befindet sich das Gemeindezentrum in dem die Kiddushim, Feste- bzw. Feierlichkeiten sowie sonstige Veranstaltungen der Jüdischen Gemeinde Graz abgehalten werden. 2017 erfolgte der Einbau einer neuen Gemeindeküche samt Kühleinheiten, sodass heute die Versorgung auch größerer Veranstaltungen und Gruppen nach strengsten Richtlinien der Kashruth erfolgen kann.

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Die Übergabe der neuen Synagoge an die jüdische Gemeinde erfolgte am 9. November 2000 in einem feierlichen Festakt unter Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Dr. Thomas Klestil und vieler Vertreter aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur, sowie vor allem auch vieler von der Stadt Graz eingeladener ehemaliger jüdischer Grazerinnen und Grazer aus Israel, den USA, Großbritannien und anderen Ländern.

So wunderschön sich die Grazer Synagoge heute auch zu präsentieren vermag, so sind über die Jahre seit ihrer Übergabe doch eine Reihe von beachtlichen Mängeln bzw. Unzulänglichkeiten zu Tage getreten. Von diesen vorrangig zu nennen sind: Durch die dominierende Verwendung von Glaselementen kommt es mangels jeglicher Beschattungs- und Kühlanlagen in den Sommermonaten zu einer enormen Hitzeentwicklung, die bei Temperaturen von über 45 Grad eine Nutzung des Sakralraumes für die Gläubigen in dieser Zeit nahezu unmöglich macht. In den Wintermonaten ist bei starker Kälte wiederum der genau gegenteilige Effekt zu konstatieren, da die (allein) installierte Fußbodenheizung die vorhandene Kubatur kaum ausreichend zu erwärmen vermag. Die Kuppelkonstruktion erweist sich zudem bereits von Beginn an immer wieder als leck, sodass es regelmäßig zu Wassereintritten kommt, wie dies zuletzt massiv bei dem großen Unwetter vom 17. April 2018 der Fall war. Kuppelschäden oder Revisionen können nur unter kostenintensiver Zuziehung von externen Kränen oder Gerüsten behoben bzw. vorgenommen werden, da das Gebäude ohne jegliche Revisionsanlagen (Steigleitungen) errichtet worden ist.

Junge Synagoge alt

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Alte Synagoge

Alte Synagoge

Von der alten Synagoge zur neuen – 1891 bis 1998

 

Die alte Grazer Synagoge wurde ebenso wie das ihr gegenüberliegende Amtsgebäude, in der sich zunächst die Elementarschule, der Turnsaal und die Verwaltungsräumlichkeiten befanden, von 1891 bis 1892 nach Plänen des Architekten Maximilian KATSCHER (1858 Slavkov - 1917 Wien) erbaut. Katscher, Absolvent der Technischen Hochschule in Wien, konnte anders als etwa Jakob Gartner oder Wilhelm Stiassny keinerlei Erfahrungen im Synagogenbau aufweisen. Die Gründe warum gerade er mit der Planung des Prestigebaues betraut wurde sind heute nicht ersichtlich. Die Grazer Synagoge sollte auch sein einziger diesbezüglicher Bau bleiben. Vom Oeuvre Katschers einem breiteren Publikum bekannt sind heute nur das Kaufhaus HERZMANSKY in der Wiener Stiftgasse oder das Kurhaus in Baden bei Wien, in dem nunmehr ein Casino untergebracht ist.

Unverkennbare Vorlage für den Bau - die Bezeichnung Vorbild scheint in diesem Zusammenhang geradezu untertrieben - bildete die Ende der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts von Gottfried Semper errichtete Synagoge in Dresden. Sowohl die Strukturierung des Tempels als überkuppelter Zentralbau als auch die formale Gestaltung mittels eines byzantinisch-romanischen Formenrepertoires oder auch die ostseitig angeordneten Türme lehnten sich an das Dresdner Vorbild an, wurden aber von Katscher zumindest eigenständig weiterentwickelt.

Der mit einer Bausumme von rund 50.000 Gulden schließlich realisierte Bau, der gegenüberliegend auch das vorerwähnte Amtshaus mit Schule umfasste, die formal einheitlich gestaltet waren, bot mit seiner freien Lage am Ufer der Mur einen imposanten Anblick. Die alte Synagoge, die mit Fug und Recht, als bedeutendster Bau Katschers bezeichnet werden kann, bildete mit ihrer imposanten 30 Meter hohen Außenkuppel bis 1938 das Herzstück der jüdischen Gemeinde Graz.

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Die alte Synagoge folgte in der Anordnung der Bimah sowie der Sitzbänke eindeutig dem reformierten Synagogenkonzept. Der Almemor befand sich anders als in traditionellen Synagogen direkt vor dem Thoraschrein an der Ostmauer des Hauptraumes. Die Sitzbänke waren dem Muster von Kirchen folgend zum Thoraschrein ausgerichtet, über welchem zudem noch ein Chorgestühl mit einer regelmäßig auch bespielten Orgel untergebracht war, wie diese in traditionellen Synagogen verpönt sind. Der Eingang zum Tempel lang anders als heute westseitig in Richtung Lagergasse.

Im Zuge des Novemberpogroms wurde die Synagoge am 9. November 1938 unter Teilnahme zahlreicher Bürger der Stadt vom Grazer Bürgermeister Dr. Julius Kaspar perfekt inszeniert, eigenhändig in Brand gesetzt, in weiterer Folge zerstört und die verbliebenen Reste abgetragen. Noch verwertbares Baumaterial wurde u.a. für die Ummauerung eines Garagenkomplexes zur Verfügung gestellt. An die zerstörte Synagoge sollte mit Ausnahme der von den steirischen Juden an ihrem Amtshaus nach dem Zweiten Weltkrieg 1953 selbst angebrachten Gedenktafel über mehr als drei Jahrzehnte hindurch nichts erinnern.

Erst 1983 machte der Grazer Künstler Fedo Ertl (1952-2014) mit seiner Installation „Aus der Verdrängung ans Licht“ auf die nationalsozialistische Zerstörung des Gotteshauses und die Geschichte der jüdischen Gemeinde aufmerksam, indem er mit dieser einen schmalen Ziegelgürtel an der oben angesprochenen Garagenummauerung in der Alberstrasse (Ecke Mayffredygasse) freilegte. Ziegel die eben aus dem Bestand der alten Synagoge stammten und während der NS-Zeit nach der Zerstörung derselben „wiederverwertet“ worden waren.

Im Gedenkjahr 1988 erfolgte die Freilegung der noch vorhandenen (Außen-) Grundmauern zur Errichtung einer Gedenkstätte, in deren Mitte ein von der Stadt Graz gewidmeter sieben Tonnen schwerer Gedenkstein in Form eines Granit-Monolithen platziert wurde.

 

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Nach 1945

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Graz ab 1945

Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und der Befreiung durch die Alliierten kam es ab 1945 zur vereinzelten Rückkehr ehemaliger Mitglieder. Zu den Rückkehrern nach Graz und der Steiermark zählten mit ihren Familien in weiterer Folge etwa die bekannten Rechtsanwälte Dr. Ludwig Biro und Dr. Fritz Strassmann, Hugo Kaufmann, Oskar Pichler, Harry Brady (Voitsberg), Walter Haas (Mürzzuschlag), Franz Benedek (Fohnsdorf), Rudolf Heller, Harald Salzmann, Alfred Klein, Artur Fürst, Berthold Sonnenwald, Dipl. Ing. Otto Rendi, Walter Sonnenschein, Karl Latzer oder Adolf Gottlieb (Judenburg). In der Steiermark waren nach der Befreiung zudem Juden, die zumeist Konzentrations- oder Arbeitslager überstanden hatten, in sogenannten DP-Lagern untergebracht. Solche befanden sich etwa in Admont oder St. Marein bei Kapfenberg. Menschen aus diese beiden Gruppen bildeten letztlich die Basis für die Neugründung einer jüdischen Gemeinde in Graz. Bereits im Frühjahr 1946 konstituierte sich die Israelitische Kultusgemeinde unter dem designierten Vorsitzenden Isidor Preminger (1884-unbek.) wieder.

Die jüdische Gemeinde fand ihr neues zu Hause im ehemaligen Amtshaus, in dem einst die jüdische Schule untergebracht war. Im ersten Stock desselben wurde ein bedarfsmäßiger Betsaal eingerichtet, der mehr als zwei Jahrzehnte als Andachtsstätte dienen sollte. Nach Rückstellung des jüdischen Friedhofes wurde auch dort eine bescheidene Zeremonienhalle errichtet.

Unter der Präsidentschaft von Dr. Fritz Strassmann (1904-1980) erfolgte 1969 der Ausbau von Einheiten im Amtshaus am Grieskai 58 und wurden im Zuge derselben im Erdgeschoss des Gebäudes damals ein würdigerer Betsaal mit fixem Thoraschrein errichtet. Im selben Komplex erhielt die Grazer Kultusgemeinde auch ihre Büroräumlichkeiten.

Während die Kontakte der jüdischen Gemeinde Graz zur nichtjüdischen Umwelt und die Teilnahme am offiziellen Leben der Steiermark in den ersten dreieinhalb Jahrzehnten als relativ bescheiden, ja quasi nicht existent zu bezeichnen sind, so änderte sich dies erst unter der Amtszeit des Grazer Bürgermeisters Alfred Stingl. Mehr als zweiunddreißig Jahre hatten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergehen müssen, bis ein Grazer Bürgermeister der jüdischen Gemeinde der Stadt einen Besuch abstattete. Am 6. Juli 1987 wurde Stingl von Präsident Kurt Brühl in den Amtsräumlichkeiten der Gemeinde empfangen und besichtigte dabei auch das Bethaus.

Noch 1981 war die Stadt Graz mit dem Ansinnen der Übernahme des Synagogengrundstückes als Verkehrsfläche an die Kultusgemeinde herangetreten, was von dieser unter Hinweis auf die Heiligkeit des Ortes abgelehnt worden war. 1988, 50 Jahre nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich, setzt die Stadt Graz ihren in der Zeit des Nationalsozialismus vertriebenen und ermordeten Bürgern und ihrer zerstörten Synagoge in Form einer von Jörg & Ingrid Mayr geplanten Gedenkstätte endlich auch ein Zeichen kommunaler Erinnerung: Im Gedenkjahr erfolgte die Freilegung der noch vorhandenen (Außen)Grundmauern der alten Synagoge, in deren Mitte ein sieben Tonnen schwerer Gedenkstein  in Form eines Granit-Monolithen der Firma Stein von Grein platziert wurde. Zeitgleich erfolgte die Umbenennung der Verkehrsfläche „Grieskai 58“ in „Synagogenplatz“.

Mit Unterstützung der Stadt Graz und des Landes Steiermark konnte auch die Errichtung einer neuen Zeremonienhalle auf dem jüdischen Friedhof realisiert und diese am 11. November 1991 ihrer Bestimmung übergeben werden.

Am 21. Oktober 1998 haben alle im Grazer Stadtparlament vertretenen politischen Fraktionen die Wiedererrichtung der Grazer Synagoge und die Bereitstellung entsprechender Finanzierungen beschlossen. An der Errichtung beteiligten sich neben privaten Sponsoren vor allem das Land Steiermark und der Nationalfonds der Republik Österreich. Am 9. November 2000, 62 Jahre nach der Zerstörung der alten Synagoge, konnte der neue Bau in Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil sowie einer Anzahl 1938/39 aus Graz vertriebener Juden und Jüdinnen der Grazer jüdischen Gemeinde unter Präsident Konsul Kurt Brühl (1929-2014) übergeben werden. Das Synagogengrundstück erhielt in Erinnerung an den langjährigen und vertriebenen steierischen Landesrabbiner Univ. Prof. Dr. David Herzog (1869-1946) im Zuge dessen die gegenwärtige Orientierungsbezeichnung „David Herzog Platz 1“.

2013 etablierte sich die Jüdische Gemeinde Graz aus verwaltungstechnischen Gründen analog zu jener in Baden bei Wien als Tochtergemeinde der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, zugleich wurde die Jüdische Kultusstiftung für die Steiermark, Kärnten und das südliche Burgenland geschaffen, der der gegenwärtige Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz auch als Vorstand bzw. Generalsekretär vorsteht.

Im November 2015 erfolgte unter der Präsidentschaft von Dr. Ruth Kaufmann die Eröffnung eines von ihr konzipierten Holocaust- und Toleranzzentrums, welches mit einer Dauerausstellung im Untergeschoss der Synagoge untergebracht war. Die Unterbringung der Ausstellung im (einzigen) Zentrum (lebendigen) jüdischen Lebens hatte schon im Vorfeld zwischen den Gemeindemitgliedern heftige Widerstände ausgelöst. Hinzu kam, dass ein musealer Betrieb aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen sich als nur schwer praktikabel erwies. Nach dem Abgang von Präsidentin Ruth Kaufmann als Präsidentin der jüdischen Gemeinde erfolgte unter Präsident Elie Rosen eine Verbringung der Ausstellung im April 2017.

Im März 2016 präsentierte sich die Jüdische Gemeinde Graz mit einem „Tag der offenen Türe“ erstmals einer breiten Öffentlichkeit. Mehr als zweitausend Personen haben damals ihr erfreuliches Interesse an jüdischer Kultur gezeigt.

Ebenfalls im März 2016 erfolgte die präsidiale Übernahme der Leitung der Gemeinde durch den Vizepräsidenten des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs und Präsidenten der Jüdischen Gemeinde zu Baden bei Wien Präsident Kultusrat MMag. Elie ROSEN, der von Beginn an die Konsolidierung und den Ausbau des jüdischen Lebens in Graz als für seine Arbeit vorrangig maßgeblich hervorhob und damit die Wiederetablierung und Stärkung eines Gemeindelebens in Graz zum Schwerpunkt seiner Tätigkeit machte. Die Führung der Gemeinde, insbesondere aber der Synagoge, erfolgt seither konsequent traditionellem Muster nach den Grundsätzen der Halachah.

Über Betreiben des Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz  und mit übereinstimmenden Verfügungen des Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, des Präsidenten der  Israelitischen Religionsgesellschaft sowie des Oberrabbinats der Israelitischen Kultusgemeinde Wien erfolgte am 1. Dezember 2016 die Wiederrichtung des 1938 aufgelösten Landesrabbinates Steiermark mit dem Zuständigkeitsbereich für die Steiermark, Kärnten und das Burgenland und die Bestellung des Wiener Gemeinderabbiners, seiner Ehrwürden Mag. Schlomo Hofmeister MSc. zum steirischen Landesrabbiner sowie Oberrabbiner von Graz.

Im Januar 2017 präsentierte die Jüdische Gemeinde Graz Ihr modulares Bildungsprogramm „Synagoge erleben“, das sich an Schüler- und Erwachsene gleichermaßen richtet. Eine stattliche Anzahl Schulen und Bildungseinrichtungen haben seither von unseren Vorträgen und Workshop Gebraucht gemacht.

Von Mai bis Juni 2017 erfolgte die Errichtung einer großen (koscheren Industrie-) Gemeindeküche im Untergeschoss der Synagoge. Eine solche hatte sich aufgrund des deutlichen Anstieges von religiösen Feierlichkeiten der jüdischen Gemeinde, und insbesondere der damit verbundenen Notwendigkeit der Anlieferung von koscheren Produkten aus Wien, als erforderlich erwiesen.

Von März bis April 2018 erfolgte als Abschluss der nach dem Amtsantritt von Präsident Rosen von 2016 bis 2018 schrittweise durchgeführten Sanierung der Präsidial- und Verwaltungsräumlichkeiten am David Herzog Platz die Einrichtung des Beth HaMidrasch, des jüdischen Lehrhauses, einer vollwertigen kleinen Synagoge, die im Komplex der Amthauses in jenen Räumlichkeiten eingerichtet wurde, an der sich bis 2000 die Grazer Betstube befunden hat. Das Beth HaMidrasch dient religiösen Vorträgen sowie der Abhaltung von Gebeten, wenn die große Synagoge aus raumklimatechnischen Gründen nicht benützt werden kann.

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Bis 1938

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Graz bis 1938

 

Die erste Erwähnung einer Ansiedlung von Juden in Graz findet sich im Jahre 1261. Die Gemeinde, die über eine eigene Synagoge und einen Friedhof verfügte, existierte bis zur Ausweisung und Verhängung der Judensperre im Jahre 1439 und konzentrierte sich räumlich auf den Bereich der heutigen Herren,- Stempfer- und Mesnergasse. Die Existenz der Gemeindesynagoge wird von manchen Quellen an Stelle der heutigen Stadtpfarrkirche, jene des Friedhofes im Bereich Neutorgasse/Joanneumring angenommen.

Nach der Aufhebung der Judensperre im Jahre 1447 erfolgte eine zweite Ansiedlung von Juden, die bis zur auf Grundlage des Vertrages vom 18. März 1496 erfolgten „immerwährenden Ausweisung“ durch Kaiser Maximilian I. im Jahre 1497 bestehen sollte.

Das Ansiedlungsverbot von Juden in der Steiermark dauerte nach der Vertreibung 1497 konsequent bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts fort. Noch im letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts wurden Zugeständnisse im Rahmen der josephinischen Toleranzpatente von den steirischen Landeständen für die Steiermark strikt abgelehnt. Die Politik von Kaiser Joseph II. erreichte mit einer Passpflicht lediglich dazu, dass das Aufenthaltsverbot für die Dauer der Jahrmärkte in Graz und Maribor nicht wirksam war.

Nachdem im Gefolge der Revolution des Jahres 1848 das kaiserliche Patent vom 4. März 1849 eine kurzfristige Gleichstellung aller Staatsbürger - unabhängig vom religiösen Bekenntnis - in staats- und privatrechtlichen Belangen brachte, wurde diese nie durch Ausführungsgesetze zur Umsetzung gelangten Zugeständnisse am 31. Dezember 1851 wieder außer Kraft gesetzt. Noch 1860 wurde das Verbot des Grundbesitzes für Juden erneut bestätigt.

1862 wurde dem Antrag des aus Güssing stammenden Weinhändlers Moritz Fürst (1828-1905) auf ständigen Aufenthalt im Instanzenzug recht gegeben und im Gefolge de facto zumindest wirtschaftlich gut situierten Juden der Aufenthalt gestattet.

Zu Beginn des gleichen Jahres hatte der spätere Kultusbeamte Max Schischa (1828-1908) um die Genehmigung der Abhaltung von Gottesdiensten sowie Gestattung der Tätigkeit als Schächter angesucht und in seinem Antrag zwölf in der Stadt anwesende jüdische Familien angeführt sowie ferner vorgebracht, bereits seit 1850 in Graz (temporär) aufhältig zu sein und hier auch geschächtet zu haben. Die Beschäftigung als Schächter wurde ihm sodann im Juli 1862 genehmigt und nach weiteren behördlichen Erhebungen auch die Abhaltung der Gebete gestattet. Die Errichtung einer koscheren Gastwirtschaft war zuvor im Dezember 1861 bereits dem aus Güssing stammenden Ludwig Kadisch (1819-1916) genehmigt worden.

Zuge um Zug die Etablierung eins jüdischen Gemeindelebens ein. Am 22. September 1863 erfolgte die Konstituierung der Israelitischen Korporation, 1864 kam es zur Errichtung einer jüdischen Privatschule, die zuletzt mit Öffentlichkeitsrecht versehen bis zum Jahre 1938 existieren sollte.

Im gleichen Jahr erwarb die Israelitische Korporation schließlich in der der Stadt Graz benachbarten Gemeinde Wetzelsdorf ein Grundstück zur Errichtung eines konfessionellen Friedhofes, der 1865 seiner Bestimmung übergeben werden konnte.

Im Jahre 1865 erhielten die Grazer Juden in einem Seitentrakt von Withalm´s Colisseum, einer Art Convention Hall die sich im Bereich des heutigen Gebietskrankenkassengebäudes befand, eine Synagoge mit mehr als zweihundert Sitzplätzen, die ihr über mehr als zweieinhalb Jahrzehnte ständige Andachtsstätte sein sollte.

Das Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Recht der Staatsbürger der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder des Jahres 1867 brachte die Gleichstellung aller Staatsbürger akatholischen Religionsbekenntnisses und somit auch die staatrechtliche Gleichstellung der österreichischen Juden.

Die Gründung einer Kultusgemeinde, mit der regelmäßig eine Pflichtmitgliedschaft sowie die Berechtigung zur Einhebung von Zwangsbeiträgen („Kultussteuer“) verbunden war, sicherte Grazer Judenschaft ab dem Jahre 1869 letztlich die Erhaltung ihrer konfessionellen Einrichtungen ohne hierbei wie bisher allein auf freiwillige Spenden angewiesen zu sein.

Im Jahre 1877 beriefen die steirischen Juden mit dem aus Postelberg stammenden Dr. Samuel Mühsam (1827-1907) ihren ersten ständigen Rabbiner, der bis zu seinem Ableben im Jahre 1907 in Graz wirken sollte.

Erst 1887 bewerkstelligten die Juden Grazs den Ankauf der Liegenschaft Grieskai 58, auf dem sich auch heute noch der Sitz der jüdischen Gemeinde befindet, zur Errichtung einer Synagoge, deren Einweihung zum jüdischen Neujahrsfest des Jahres 1892 erfolgte. Zeitgleich erfolgte auf dem Grundstück auch die Errichtung eines Amtsgebäudes, in dem auch die jüdische Schule untergebracht war.

Der Erweiterung des jüdischen Friedhofes im Jahre 1901 folgte, nach der 1907 vorgenommenen Berufung von Dr. David Herzog zum Landesrabbiner, 1910 die Errichtung einer eindrucksvollen Zeremonienhalle auf demselben durch den Grazer Stadtbaumeister Alexander Zerkowitz (1860-1927). In diesem Jahre sollte die Grazer Kultusgemeinde mit 1.971 Mitgliedern in der Stadt Graz auch ihre höchste Seelenzahl daselbst erreichen.

Der ebenfalls von Zerkowitz durchgeführte Ausbau des Amtshaues am Grieskai brachte 1913/1914 nicht nur die Erweiterung der Räumlichkeiten der jüdischen Schule, sondern auch die Errichtung eines Winterbetsaales samt Frauengalerie mit knapp über 200 projektierten Sitzplätzen im Bereich der heutigen Präsidiumsräumlichkeiten.

Mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich am 12. März 1938 wurde dem blühenden jüdischen Leben in Graz, das durch ein reges Vereinsleben gekennzeichnet war, ein jähes Ende bereitet. Am 21. März 1938 werden das Mitgliederverzeichnis und eine Reihe von Kultgegenständen beschlagnahmt. Sukzessive erfolgt die Ausschaltung der jüdischen Bevölkerung aus dem beruflichen und öffentlichen Leben. So wird etwa im Mai 1938 ein Badeverbot im „Bad zur Sonne“ sowie ein Schulverbot für jüdische Kinder verhängt und die Auflösung jüdischer Vereine forciert. Bis 4.  November 1938 war glücklicherweise bereits 417 Grazern die Flucht nach Palästina gelungen.

Im Zuge des Novemberpogroms von 9. auf 10. November 1938 kam es zu einer Welle von Verhaftungen jüdischer Männer, von denen über 300 ins Konzentrationslager Dachau deportiert wurden. Die große Synagoge am Grieskai sowie die Zeremonienhalle wurden in Brand gesteckt und in weiterer Folge dem Erdboden gleichgemacht. Im Frühjahr 1940 erklärt sich Graz für „judenrein“.

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Publikationen zur jüdischen Geschichte

Bücher:

  • ROSENBERG Artur, Beiträge zur Geschichte der Juden in der Steiermark; Verlag Wilhelm Braumüller, Wien und Leipzig 1914
  • HALBREINER Heimo/LAMPRECHT Gerald, SCHWEIGER Andreas (Hrsg.), Meine Lebenswege – Die persönlichen Aufzeichnungen des Grazer Rabbiners David HERZOG; Clio Verlag, Graz 2013
  • Israelitische Kultusgemeinde Graz, Geschichte der Juden in Südost-Österreich; Eigenverlag, Graz 1988 (Restexemplare noch verfügbar)
  • GIRARDI Luka, Rabbiner Dr. Samuel MÜHSAM – Ausgewählte Predigen; Verlag Leykam , Graz 2014
  • FUKS Evi (Hrsg.), Minhag Styria – Jüdisches Leben in der Steiermark; Eigenverlag, Graz 2005
  • MÜHSAM Marianne (Hrsg.), Samuel – Predigten; Vlg. W.W. Kaufmann, Leipzig 1909
  • SOTILL Wolfgang, Es gibt nur einen Gott und eine Menschheit – Graz und seine jüdischen Bürger, Vlg Styria, Graz 2001
  • LAMPRECHT Gerald, Fremd in der eigenen Stadt – Die moderne jüdische Gemeinde von Graz vor dem Ersten Weltkrieg; Studienverlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2007
  • LAMPRECHT Gerald, Jüdisches Leben in der Steiermark; Studienverlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2004
  • Israelitische Kultusgemeinde Graz (Hrsg.), Die Zeremonienhalle der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz, Eigenverlag 1991
  • Peter GUTTKUHN (Hrsg.), Charlotte Landau-Mühsam – Meine Erinnerungen; Erich Mühsam Gesellschaft e.V. Lübeck, Lübeck 2010
  • CLIO, Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit (Hrsg.), Der Koffer der Adele Kurzweil – Auf den Spuren einer Grazer jüdischen Familie in der Emigration, Clio Verlag, Graz 2001
  • KUMAR Victoria, In Graz und andernorts – Lebenswege und Erinnerungen vertriebener Jüdinnen und Juden; Clio Vlg, Graz 2013
  • HALBREINER Heimo (Hrsg.), REICH Herta - Zwei Tage Zeit – Die Flucht einer Mürzzuschlager Jüdin 1938-1944; Clio Vlg. 1998

 

Diplomarbeiten und Dissertationen:

  • PRIESSNER Edda, Der Israelitische Friedhof in Graz; Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 1992
  • BREITLER Robert, B´nai B´rith in Graz – Zur Sozialgeschichte des Grazer jüdischen Bürgertums in der Zwischenkriegszeit; Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 1992
  • REGENSPURGER Elvira Chrstine, Die Wiedererrichtung der Grazer Synagoge unter Berücksichtigung der politischen und medialen Öffentlichkeit; Diplomarbeit an der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 2003
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Zeittafel zur Geschichte der Juden in der Steiermark

Zeittafel zur Geschichte der Juden in der Steiermark

Quelle: "Es gibt nur einen Gott und eine Menschheit" W. Sotill - Styria Verlag, 2001

  • 1147 Erste urkundliche Erwähnung der "villa ad judeos", des Judendorfes bei Straßengel, im Norden von Graz;
  • Nach 1160 Zuzug von Judendorf nach Graz; südlich des heutigen Hauptplatzes entsteht ein abgeschlossenes Wohnviertel und wahrscheinlich auch eine Synagoge zwischen den heutigen Häusern Herrengasse 26 (Thonethof) und Frauengasse 3 (Gasthof "Zur schiefen Laterne");
  • 1261 Erste urkundliche Erwähnung von Juden in Graz;
  • 1439 Erste Judenausweisung und Auflösung des jüdischen Wohnviertels;
  • 1447 Aufhebung der Judensperre und erneuter Zuzug;
  • 1497 - 1848 Judensperre;
  • 1783 Zeitweilige Aufenthaltsmöglichkeit durch das Hofdekret Kaiser Josephs II., das In- und Ausländern "christlicher oder anderer Religionen" erlaubte, Jahrmärkte für Ein- und Verkauf aufzusuchen;
  • 1848 Theoretische Gleichberechtigung und bürgerliche Rechte für alle Staatsangehörigen unabhängig von ihrer Religion. Erster Zuzug von Juden aus dem südlichen Burgenland; offiziell befinden sie sich allerdings nur "auf der Durchreise";
  • 1861 Statutenänderung der Stadt Graz; nun war es Juden auch gesetzlich möglich, die Nacht über in Graz zu bleiben;
  • 1861 - 1865 In den Extrazimmern der Gasthäuser "Zum Luftschützen" und "Zum Hasen" finden die allsabbatlichen Gottesdienste für die jüdische Gemeinde statt;
  • 1863 Konstituierung der Israelitischen Korporation;
  • 1865 - 1892 Im "Withalms Coliseum" in der Zimmerplatzgasse (Heute: Gebietskrankenkasse) befindet sich ein ständiger Gebetsraum;
  • 1867 Nach dem Staatsgrundgesetz sind die Juden Österreichs gleichberechtigte Bürger;
  • 1869 Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz;
  • 1870 lebten ca. 250 Juden in Graz;
  • 1880 lebten ca. 1210 Juden in Graz; 
  • 1887 Ankauf des Grundstückes Grieskai 58;
  • 1892 Einweihung der Synagoge in Graz (Planung: Arch. Maximilian Katscher); der damalige Rabbiner Dr. Samuel Mühsam macht sich besonders verdient um den Neubau;
  • 1910 Die Kultusgemeinde erreicht ihren Höchststand von 1971 Mitgliedern, was ca. 1,3 Prozent der Grazer Bevölkerung entspricht. Am jüdischen Friedhof wird die Zeremonienhalle eingeweiht;
  • 14. Februar 1938 Auslagen jüdischer Geschäfte werden eingeschlagen;
  • 11./12. März 1938 Machtergreifung der Nationalsozialisten, erste Verhaftungswelle
  • 21. März 1938 Mitgliedsverzeichnis (ca. 2500 Juden leben in Graz) und Kultgegenstände werden beschlagnahmt;
  • Mai 1938 Badeverbot für Juden im "Bad zur Sonne", Schulverbot für jüdische Kinder, Auflösung der jüdischen Vereine;
  • Bis 4. November 1938 waren 417 Grazer Juden nach Palästina ausgewandert;
  • 9./10. November 1938 Novemberpogrom "Reichskristallnacht". Synagoge und Zeremonienhalle werden von SA-Männern zerstört und in Brand gesteckt; über 300 Grazer Juden werden ins KZ Dachau transportiert
  • 17. April 1939 Die jüdischen Bürger - 305 Personen - werden aus ihren Wohnungen vertrieben
  • Frühjahr 1940 Graz erklärt sich "judenfrei"; 
  • 1945 Rückkehr einiger weniger Mitglieder der jüdischen Gemeinde und Neubeginn;
  • 1969 Umbau und Neugestaltung des Betsaales am Grieskai 58;
  • 1988 Errichtung eines Gedenksteines am Platz der ehemaligen Synagoge am Grieskai;
  • 21. Oktober 1998 Einstimmiger Beschluss des Grazer Stadtparlaments eine neue Synagoge zu bauen; Baubeginn der neuen Synagoge (Architektenehepaar DI. Ingrid und DI. Jörg Mayr);
  • 9. November 2000 Übergabe der neuen Synagoge an die Grazer Kultusgemeinde unter Präsident Konsul Kurt David Brühl
  • 2016 Der Vizepräsident des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs Präsident KV MMag. Elie Rosen übernimmt die Leitung der Jüdischen Gemeinde in Graz
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