Paul Preuß
In der Geburtsmatrik der Israelitischen Kultusgemeinde Graz ist unter Tom I. Rz 777 mit 19. August 1886 auch die Geburt von Paul Preuß verzeichnet. Preuß kam in Altaussee als Sohn des Klavierlehrers Eduard Preuß und dessen Frau Caroline geborenen Lauchheim zur Welt.
Er wuchs in Wien auf und studierte in München Biologie. Später promovierte er in Pflanzenphysiologie.
Preuß war einer der bekanntesten Bergsteiger seiner Zeit und gilt heute als einer der geistigen Väter des Freikletterns sowie als einer der besten Kletterer seiner Zeit. Paul Preuß stürzte am 3. Oktober 1913 im Alter von nur 27 Jahren bei einer Alleinbegehung aus dem oberen Abschnitt der Nordkante des Mandlkogels ab. Die Umstände des Absturzes konnten nicht geklärt werden. In seinem kurzen Leben erreichte er mehr als 1200 Fels-, Ski- und Hochtouren, davon 150 Erstbegehungen und 300 Besteigungen im Alleingang. Er verzichtete bewusst auf jegliche Sicherungs- und Hilfsmittel, sogar das Abseilen lehnte er ab.
Vier Jahre vor seinem Tod trat Preuß aus der Israelitischen Religionsgesellschaft aus. Die Arbeit des „Juden Preuß“ wurde in der Zeit des Nationalsozialismus nach Möglichkeit totgeschwiegen.
Preuß gilt auch als eines der großen Vorbilder des Alpinisten Reinhold Messner, der dessen Biographie und Arbeit auch publizistisch aufarbeitete. Bereits 1986 erschien „Freiklettern mit Paul Preuß“ und 2011 „Der Philosoph des Freikletterns: Die Geschichte von Paul Preuß“. Ihm zu Ehren wurde die Kleinste Zinne der Drei Zinnen in den italienischen Dolomiten Preußturm benannt, ebenso die Paul-Preuß-Straße in München-Feldmoching und die Preuß-Hütte in der Rosengartengruppe, die 20 Jahre nach seinem Tod von Tita Piaz zu seinem Gedenken errichtet wurde. Anlässlich seines hundertsten Todesjahres wurde 2013 in Altaussee im Beisein von Reinhold Messner eine von Walter Angerer d. J. geschaffene Schattenskulptur zur Erinnerung an Paul Preuß enthüllt.
2014 gründeten Bergsteiger und Alpinjournalisten aus Österreich, Bayern und Südtirol die Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft (IPPG). Ehrenvorsitzender ist Reinhold Messner. Jährlich wird der Paul-Preuss-Preis an einen Bergsteiger vergeben, dessen Einstellung und Leistungen die Grundsätze von Preuß widerspiegeln.