Diese Seite drucken
Sensationelle archäologische Funde trotz Pandemie
Sensationelle archäologische Funde trotz Pandemie

Israel ist ein Land der Gegensätze. Auf der einen Seite werden im High-Tech Sektor laufend zukunftsweisende Erfindungen gemacht und auf der anderen Seite entdecken Archäologen in Israel Schätze, die die vergangene Welt besser verstehen lassen.

mobiles_bethaus_hauptplatz_graz

Gerade während der Corona-Krise ist es Archäologen mehrfach gelungen, durch sensationelle Funde in Israel die reiche Kultur während der Antike und auch lange davor zu belegen. Die Funde zeigen, dass die 1,5 Millionen Jahre andauernde menschliche Präsenz des Heiligen Landes immer noch Geheimnisse zu enthüllen hat. Im Juni 2021 schlugen neue israelische Forschungen weltweit Wellen, die Beweise für die Existenz eines zuvor unbekannten alten Menschentyps lieferten. Es wurden in der Nähe von Ramla die versteinerten Knochen eines Individuums freigelegt, der von den Experten als "Nesher Ramla Homo" bezeichnet wird. Es soll vor etwa 130.000 Jahren in der Gegend gelebt haben, wobei seine Vorfahren schon vor 400.000 Jahren durch das Land wanderten. Die geographische Lage der Region fungierte als Landbrücke zwischen Afrika, Europa und Asien und machen das heutige Israel zu einem Land am Scheideweg der Entwicklung der Menschheit. Die frühesten Beweise für die menschliche Präsenz in Israel stammen aus der Zeit vor 1,5 Millionen Jahren. Bis zum Fund des Nesher Ramla Homo glaubte man, dass Neandertaler ihren Ursprung vor 70.000 Jahren in Europa haben und später das Gebiet Israels erreichten. Durch den neuen Fund wurde aber wissenschaftlich belegt, dass der Neandertaler aus Israel kam und erst nachfolgend Europa besiedelte.

Ebenfalls Rätsel gibt ein seltsamer Fund von 20 Haifischzähnen Anfang Juli 2021 auf. Sie sind mehrere tausend Jahre alt und wurden in einer Kalkstein-Struktur in der Nähe der Gihon-Quelle bei Jerusalem gefunden. Außer den Zähnen wurden auch noch 10.000 Fischgräten, die zu 14 Fischarten zählen, ausgegraben. Das Forscher-Team bestehend aus israelischen und internationalen Archäologen nimmt an, dass es sich um Nahrungsreste handelt. Haie gehörten zum Speiseplan der prähistorischen Bewohner Jerusalems. Es könnte sich aber auch um eine Sammlung handeln, die zu Schmuck verarbeitet werden sollte.

Mitte Juli 2021 fanden dann Archäologen das Skelett von einem ganzen Schwein in einem freigelegten Raum eines Hauses, das am Osthang von Jerusalem lag. Da Schweine vor 2.700 Jahren nicht zu den Haustieren zählten, sollte es offenbar zubereitet werden, trotz strengem Verbot für Judäer, Schweinefleisch zu essen. Die Archäologen fanden heraus, dass der von ihnen ausgegrabene Raum eindeutig für die Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln genutzt wurde. Feuerreste wurden freigelegt, sowie eine große Menge anderer Tierknochen, hauptsächlich von Schafen und einigen Rindern. Das Schwein hingegen schien noch gelebt zu haben, als das Gebäude – vielleicht infolge eines Erdbebens –einstürzte und es in den Tod riss.

Die vor 70 Jahren entdeckten Schriftrollen vom Toten Meer, auch Qumran Rollen genannt, haben Forschern lange Zeit Rätsel aufgegeben. Die Rollen enthalten die ältesten Manuskripte der hebräischen Bibel und bisher unbekannte antike jüdische Texte. Mit der finanziellen Unterstützung des Europäischen Forschungsrats und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und Deep Learning, das in Israel entwickelt wurde, konnte im Mai 2021 der Code entschlüsselt werden. Das Archäologen-Team benötigte einen Algorithmus, um den mit Tinte geschriebenen Text von seinem Hintergrund aus Leder oder Papyrus zu trennen. Es konnte dadurch belegt werden, dass zwei Schreiber, die dieselbe Herkunft und Ausbildung hatten, die Verfasser des Textes waren. Durch die Kombination der Bereiche High-Tech und Archäologie wurde es möglich, ein Fenster in die antike Welt zu öffnen, um komplizierte Verbindungen zwischen den Schriftgelehrten zu enthüllen.

Etwas analoger verlief der Fund Ende Juni 2021 einer antiken Stele aus biblischer Zeit. Ein Bauer aus dem ägyptischen Gouvernement Ismailia fand während seiner Arbeit die 2.600 Jahre alte Stele, die wichtige alttestamentarische Ereignisse beleuchten wird. Geschmückt mit einer Schnitzerei einer geflügelten Sonnenscheibe, die oft mit dem Gott Ra in Verbindung gebracht wird, geht die Stele auf die Herrschaft des Pharaos Apries zurück, der von ungefähr 589 bis 570 v.d.Z. regierte. Außerdem wurde in der Nähe auch eine Sandsteinplatte mit 15 Zeilen Hieroglyphen gefunden. Sie hat die beachtlichen Länge von 230 cm und ist 45cm dick. Es ist derzeit unklar, was die Hieroglyphen sagen. Es wird jedoch vermutet, dass es sich um eine Militärkampagne handelt, die der Pharao östlich von Ägypten durchgeführt hat. Die Platte hat jedoch auch das Potenzial, biblische Ereignisse zu beleuchten, insbesondere die Ereignisse rund um die Zerstörung des Ersten Tempels. Laut dem antiken griechischen Historiker Herodot fand in Ägypten ein Putsch statt und ein General namens Amasis wurde zum Pharao erklärt. Apries versammelte daraufhin seine babylonischen Verbündete, um ihm zu helfen den Thron zurückzuerobern, was aber letztendlich scheiterte.

Dieser kleine Ausschnitt der letzten archäologischen Funde zeigt, wie Israel und die das Land umgebenden Regionen zum Verständnis der Entwicklung der Menschheit maßgeblich beiträgt.

Viola Heilman

 

 

Facebook Twitter
(1 Stimme)
© 2018 Jüdische Gemeinde Graz | Impressum | Datenschutz