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Jüdische Weltklasse im Sport
Jüdische Weltklasse im Sport
Dr. Viola Heilman

Wer in den letzten Wochen den Weltcup im Alpinskilauf verfolgt hat, konnte mit großer Spannung Mikaela Shiffrin bewundern, die von einem Weltcup-Sieg zum nächsten fuhr. Sie hält derzeit 85 dieser Auszeichnungen und gilt als die erfolgreichste Ski Rennläuferin der Welt. Viele jüdische Fans fragen sich wahrscheinlich, ob die 1995 im US-Bundesstaat Colorado geborene Mikaela Shiffrin, Jüdin ist. Denn Shiffrin ist kein ungewöhnlicher jüdischer Nachname. Shifre ist ein „jiddischer“ Frauenname, der „schön“ bedeutet und Shiffrin – mit der slawischen Endung – bedeutet „Vorfahrin von Shifre“. Dennoch ist die Frage, ob Mikaela Shiffrin Jüdin ist, nur mit „jein“ zu beantworten. Sie ist die Tochter von Eileen und Jeff Shiffrin, die beide ehemalige Skirennfahrer sind. Mikaelas Großvater väterlicherseits war Jude, dennoch lebt Mikaelas Familie nicht nach der jüdischen Tradition.

Viele Sportbegeisterte Mitglieder der jüdischen Gemeinden rätseln immer wieder, ob der eine oder andere Sportler jüdisch ist. Diese Frage wird unabhängig von der Sportart oder einer Teampräferenz gestellt. Gerade 2022 war ein außergewöhnlich aktives Jahr für sportliche Großereignisse und so glänzten auch jüdische Sportler in allen Disziplinen auf der internationalen Bühne bei den Makkabiaden, den Olympischen Spielen in Peking, der Ski- und Fußball-Weltmeisterschaft.

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Das Sportjahr begann mit den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking. Mehr als ein Dutzend jüdische Athleten aus der ganzen Welt traten in den Wintersport-Disziplinen unter anderen in Hockey, Schlittschuhlaufen, Snowboarden und mehr gegeneinander an. Der vielleicht bekannteste jüdische Olympiateilnehmer war Jason Brown, ein Eiskunstläufer, der bei den Spielen 2014 in Sotschi eine Bronzemedaille gewann. Brown hat 2022 keine Medaille gewonnen (er wurde Sechster), aber er bekam seine persönliche Bestpunktezahl während er zum Thema von „Schindlers Liste“ am Eis tanzte.

Hailey Kops und Evgeni Krasnopolski traten in Peking für Israel im Paarlauf auf dem Eis an. Die 19-jährige Hailey Kops kam für ein Gap-Year während ihres Studiums von New Jersey nach Jerusalem und dachte, dass damit ihre Karriere im Eislaufen vorbei sei. Aber der israelische Sportverband wollte sie nicht mehr gehen lassen und so flog sie ein halbes Jahr später zu ihrer ersten Olympiade nach Peking. Ihr Partner im Eiskunstlauf wurde Evgeni Krasnopolski, ein 33-jähriger Olympia-Veteran, der in der Sowjetunion geboren wurde und mit drei Jahren mit seinen Eltern nach Israel zog. Er war auch Israels Fahnenträger bei der Eröffnungszeremonie am 4. Februar 2022.

 

Ebenfalls auf dem olympischen Eis in Peking trat Emery Lehmann im Eisschnelllauf gegen die Weltelite an. Die erste Sportliebe des Amerikaners Emery Lehman war Hockey, das er im Alter von sechs Jahren lernte, als er in einem Vorort von Chicago aufwuchs. Ein paar Jahre später überzeugte ihn seine jüdische Mutter – die seit 2018 Entwicklungsleiterin für die American Friends of the Hebrew University of Israel war – davon, Eisschnelllauf auszuprobieren und er war hervorragend. Mit 13 Jahren wurde er nationaler Meister und mit 17 qualifizierte er sich bereits für die Olympischen Winterspiele 2014.

Die „Ski-Zwillinge“ Noah und Barnabas Szollos fahren im FIS Alpinen Weltcup für Israel die Ski Rennen.  Sie wurden in Budapest geboren und trainieren in Österreich. Schon ihr Vater Peter fuhr früher professionell Ski für Ungarn, bevor er die israelische Staatsbürgerschaft erhielt. Im Alter von 16 Jahren gewann Noah zwei Medaillen bei den Olympischen Jugendspielen und wurde damit die erste israelische Athletin, die bei einem olympischen Winterereignis eine Medaille gewann. Obwohl es die Jugendspiele waren, sagte sie: „Ich bin sehr stolz darauf, die erste Medaillen-Gewinnerin aus Israel zu sein, die auf dem Podium der Winterspiele steht.“

Gleich drei jüdische Spieler hat die kanadische Einhockeymannschaft mit Josh Ho-Sang, Jason Demers und Devon Levi. Weitere jüdische OlympiateilnehmerInnen waren, Taylor Gold (Snowboarden), Alexei Bychenko (Eiskunstlauf) und Vladislav Bykanov (Eisschnelllauf).

Im Juli 2022 begann in Israel die 21. Sommer-Makkabiade an der 10.000 jüdische Sportler teilnahmen. Der israelische Präsident Isaac Herzog, Präsident Joe Biden und der damalige geschäftsführende Premierminister Yair Lapid applaudierten und jubelten, als sie im Stadium in Jerusalem am 14. Juli 2022 das Sportereignis eröffneten. US-Präsident Joe Biden war der erste amerikanische Präsident, der bei der Eröffnung einer Makkabiade dabei war.

Das Sportjahr 2023 begann in Melbourne mit den Australian Open im Tennis. Jüdische Spieler und Spielerinnen finden sich noch nicht unter den Top 10, so belegt Madison Brengel, die 32-jährige US-Amerikanerin aus Delaware den 62. Platz der Weltrangliste. Camila Giorgi, die italienische Star-Spielerin hält im Damen-Einzel den 69. Platz. Aslan Karazew vertritt bei den Australian Open Israel. Er wurde in Russland geboren und zog mit seinen Eltern als Kleinkind nach Israel. Er liegt derzeit auf Platz 52 im Herren-Einzel. An 25. Stelle der Weltrangliste im Tennis spielt Diego Schwartzman im Herren-Einzel. Er begann seine Karriere bei seinem örtlichen jüdischen Sportverein in Argentinien. Denis Shapovalov, auf Platz 22 im Herren-Einzel, wurde in Tel Aviv als Sohn einer ukrainisch-jüdischen Mutter und eines russisch-orthodoxen christlichen Vaters geboren. Er trägt oft ein Kreuz, wenn er spielt, aber seine Mutter hält ihn für jüdisch. Letztes Jahr erreichte er das Viertelfinale in Australien.

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Anfang des Jahres 2023 fanden zum ersten Mal in Ruhpolding, Bayern, die Makkabi Deutschland Winterspiele vom 2. bis zum 9. Jänner 2023 statt. Bei dieser ganz besonderen Makkabaide nahmen 350 TeilnehmerInnen aus 20 Ländern und fünf Kontinenten teil. Seit 1936 gab es keine Makkabi Winterspiele in Deutschland mehr. Am 9. Jänner 2023 endete das historische Event mit einer feierlichen Zeremonie und den Siegerehrungen. Die erfolgreichsten Delegationen waren Deutschland (1. Platz, insgesamt 14 Goldmedaillen), Israel (2. Platz, 12 Goldmedaillen) und Tschechien (3. Platz, insgesamt 13 Goldmedaillen). „Nach 87 Jahren Pause haben wir einen Meilenstein in der Sportgeschichte gesetzt“, sagt Alfi Goldenberg, Vorsitzender des Organisationskomitees und Initiator der WinterGames. „Diese Spiele haben ein starkes Zeichen für jüdische Identität und Kultur im Herz Europas gesetzt. Sie legen den Grundstein für mehr Winter Makkabiot in den kommenden Jahren.“ Die WinterGames sind ein positives Signal für den jüdischen Sport, sowie für das dynamische jüdische Leben in Europa und darüber hinaus. Die letzten europäischen Jüdischen Winterspiele fanden 1933 in Polen und 1936 in der damaligen Tschechoslowakei statt, bevor sie von den Nationalsozialisten verboten wurden und dann innerhalb der weltweiten Makkabi-Bewegung in Vergessenheit gerieten. Mit den Makkabi Germany WinterGames 2023 wurde eine Tradition mit Signalwirkung weit über die Grenzen von Makkabi hinaus wiederbelebt. Bei der feierlichen Eröffnungsfeier am 2. Jänner 2023 mit vielen ausländischen Gästen sprachen unter anderen Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Charlotte Knobloch, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Justus Pfeifer, Bürgermeister der Gemeinde Ruhpolding, sowie Carmela Shamir, Generalkonsulin des Staates Israel in München.

Die sportlichen Teilnehmer traten in den Disziplinen Ski Alpin, Langlauf, Laser-Biathlon, Snowboard, Eiskunstlauf, Schneevolleyball und Curling an. Einige Bewerbe mussten wegen Schneemangels nach Kitzbühel ausweichen. Ein besonderes Highlight war der Schneevolleyball-Wettkampf auf 2.000 Metern Höhe mit dem Finale zwischen Israel und der Ukraine. Für alle Besucher oder Interessierte und Sportler gab es ein vielfältiges Bildungs- und Rahmenprogramm, das auch Virtual-Reality Informationsangebote zur Geschichte der Makkabiade zeigte, das vom Bayerischen Rundfunk unterstützt wurde.

Die Winterspiele zeigten einmal mehr, wie offen Makkabi ist. „Wir sind uns sicher“ sagt Alfi Goldenberg, „dass die Makkabi Germany WinterGames 2023 der Beginn einer langjährigen Tradition sind, die wie die Makkabi in Israel, regelmäßig auf der ganzen Welt stattfindet“. Während der Winterspiele gab die US Makkabi Association bekannt, dass die nächsten Makkabi-Winterspiele in Sun Valley, Idaho, stattfinden werden.

 

 

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