Festjahr 2021 - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Festjahr 2021 - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
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Deutschland veranstaltet noch bis 2022 ein Festjahr mit einer Vielzahl von Veranstaltungen rund um das Judentum von gestern und heute

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Geldnot veranlasste den römischen Kaiser Konstantin der Große im Jahr 321 ein Dekret zu erlassen, dass Juden im Kölner Stadtrat vertreten sein dürfen. Dieses Dekret ist die älteste Quelle und damit ein wichtiger Beleg dafür, dass es eine Koexistenz verschiedener Religionen in Köln und anderen deutschen Städten gab. Aus diesem Anlass begeht Deutschland seit dem 21. Februar 2021 das Festjahr zum Bestehen jüdischen Lebens seit 1700 Jahren, welches unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier steht.

Damit auch alle 1500 geplanten Projekte trotz Pandemie-Beschränkungen stattfinden können, wurde dieses wichtige Gedenkjahr bis zum 31. Juli 2022 verlängert, um auch internationalen Gästen eine Teilnahme zu ermöglichen. Ziel des Festjahres ist es, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen, sowie dem zunehmenden Antisemitismus entgegenzuwirken.

Für diesen bedeutenden Anlass haben sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und wichtige Institutionen zusammengeschlossen, um dieses Ereignis unter der Leitung eines dafür eigens gegründeten Vereins "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ (https://2021jlid.de/) dessen Geschäftsführer und Vorsitzender Andrei Kovacs ist, zu begehen. Wer auf die Website von JLID geht findet das reichhaltige Angebot aller Veranstaltungen, die teilweise auch online zu sehen sind.

Andrei Kovacs zieht eine positive Bilanz der ersten acht Monate: „Obwohl das Festjahr im Januar unter Pandemiebedingungen gestartet ist, hat es schon jetzt eine enorme Reichweite erzielt – in Deutschland und darüber hinaus. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Verständnis und gegenseitigen Respekt. Unsere Strategie ist es, einen neuen Ansatz zu wagen. Mit niedrigschwelligen Veranstaltungen möchten wir eine möglichst breite Gesellschaftsschicht ansprechen und auch einen einfachen Zugang zu jüdischer Kultur schaffen.“ Themen über die Vergangenheit der Judenverfolgung und des Holocaust gehörten zwar dazu, sollen aber während des Jubiläumsjahres nicht im Vordergrund stehen. "Wir wollen der oft schwierigen und tragischen Vergangenheit etwas Positives entgegenstellen", so Andrei Kovacs.

Neben jüdischen Wochen in verschiedenen deutschen Städten, Vorträgen in Bildungseinrichtungen, hochkarätigen Konzerten (Händels Oratorium „Esther“) und Theatervorstellungen („Masel Tov Rachele“), gibt es auch digitale und analoge Ausstellungen (Anselm Kiefer und die Installation von Zipora Rafaelov „Auf den Grund schauen“).

Begleitend zum Festjahr erschienen Buchpublikationen wie „Vom Antisemitismus in Fußball-Fankulturen“ von Paves Brunssen und „Wir sind da! 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ von Uwe von Seltmann.

Das Thalia Theater in Hamburg zeigt eine Inszenierung nach dem historischen Roman „Die Jakobsbücher“ von der polnischen Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk.

Für Freunde von jüdischen Kriminalromanen hat Michel Bergmann seinen neuesten Roman „Der Rabbi und der Kommissar“ veröffentlicht, in dem Rabbi Henry Silberbaum sich in einem lebensgefährlichen Mordkomplott wiederfindet.

Das Bundesministerium der Finanzen gab anlässlich der Eröffnung des Festjahres durch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und des israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin ein Sonderpostwertzeichen „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ heraus, auf dem das hebräische Wort „chai“ stilisiert abgebildet ist. Die Gestaltung der Sonderbriefmarke und der Ersttagsstempel stammen von Detlef Behr aus Köln und hat einen Wert von 80 Cent. Verkauft wird die Briefmarke in den Verkaufsstellen der Deutschen Post AG (telefonisch beim Bestellservice Tel.: 0049 961 - 3818 - 3818), sowie auch online.

Im Jahr 2022 kann sich das Publikum unter anderem auf folgende Veranstaltungen freuen: Die Musik-Hochschule Weimar und der UNESCO Chair on Transcultural Studies wird das „Glikl-Oratorium“ im Frühjahr 2022 aufführen. Darin wird das beeindruckende Leben der Hamburger Kauffrau Glikl von Hameln (1646-1724) auf die Bühne gebracht. Weiters findet eine Fachtagung im Rahmen des Forschungsprojektes „Zurück nach Aschkenas“ des Berliner Tikvah-Instituts statt, bei dem WissenschaftlerInnen aus Frankreich, Russland, Israel und den USA eingeladen sind. Die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum wird ihr interaktives Ausstellungsprojekt „Berliner*innen erzählen über jüdisches Leben“ in der ersten Jahreshälfte 2022 mit vielen persönlichen Begegnungen realisieren. 

Ebenfalls in Berlin wird im Museumsbau von Daniel Libeskind die Dauerausstellung „Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland“ gezeigt, die die Geschichte, Kultur und Religion von Jüdinnen und Juden von den Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart beleuchtet. Die Konrad-Adenauer-Stiftung lädt zu einem virtuellen Spaziergang auf den Spuren jüdischen Lebens in Berlin ein. Von den ersten erhaltenen Zeugnissen im 13. Jahrhundert führt die bildbasierte Spurensuche durch die wechselvollen Zeiten bis in die Gegenwart. Die breit gefächerten Beiträge deutscher Juden zu Industrie, Wissenschaft, Forschung, Kunst und Literatur werden anhand ausgewählter Beispiele und Biographien exemplarisch vorgestellt.

In München zeigt das jüdische Museum noch bis Februar 2022 die Ausstellung „Im Labyrinth der Zeiten - Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“. Mordechai W. Bernstein (1905–1966) erhielt den Auftrag, Dokumente und Materialien zu suchen, die während der NS-Zeit geraubt worden waren.

Darüberhinaus können zahlreiche Podcasts, die auf der JLID Website des Trägervereins abrufbar sind, mit Beiträgen von Mirna Funk, Shelly Kupferberg und Miron Tenenberg wöchentlich im Wechsel mit spannenden Gästen über das Thema jüdisches Leben in Deutschland abgerufen werden.

Alle Veranstaltungen und Projekte des Festjahres finden sich hier: https://2021jlid.de/kalender/ 

 

Viola Heilman

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