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Das Projekt „Chanukka-Wunder“
Das Projekt „Chanukka-Wunder“
(c) Ouriel Morgensztern

Am 17. Jänner 2022 haben Gäste der Synagoge in Graz ein ganz besonderes Erlebnis beim Betreten des Betraumes gehabt. „Das Chanukka-Wunder“ eine raumfüllende Installation des slowenischen Künstlers Matic Veler hing von der Glaskuppel der Synagoge über der Bima.

Chanukka Wunder

Tausende spiegelnde kleine Acryl-Blätter formten eine Chanukkiah. Scheinwerfer, die die Installation beleuchteten erzeugten einen magischen Effekt, dem sich kein Betrachter entziehen konnte. Dazu spielte die Musik von Gustav Mahlers 5. Symphonie direkt in die Seele des Publikums. Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde Graz, hat zur Eröffnung am 17. Januar 2022 der zwei Wochen dauernden Ausstellung eingeladen und die Synagoge war voll besetzt mit Menschen aus Politik, Wirtschaft und allen Religionsgemeinschaften.

Der Höhepunkt der Eröffnung war eine tänzerische Interpretation des Schamasch (die neunte Kerze) durch Luka Ostreẑ, der für seine Performance eine kleine Version der Installation in der Hand hielt. Das Zusammenspiel aus physischer und spiritueller Welt war durch das Triangel Installation-Tanz-Musik in Perfektion vereint. Dies war besonders stark zu spüren, als die tänzerische Darbietung zu Ende war und nur mehr die Musik und das Kunstwerk für das Publikum zu hören und zu sehen waren. Niemand stand auf, alle blieben besinnlich auf ihren Plätzen und ließen die Atmosphäre auf sich wirken. Es entstand ein magischer Moment.

Die Beleuchtung der Installation symbolisierte nicht nur das Licht im Inneren der Betraums, sondern wurde auch durch die besondere Architektur der Synagoge, nach Außen reflektiert. Vorbeigehende sollten durch die Reflexion an das Wunder des Chanukka-Festes erinnert werden, oder aber die spirituelle Botschaft sehen und fühlen.

Matic Veler, 1991 in Velenje geboren, ist ein junger slowenischer Künstler, der sich mit Mode und Skulptur beschäftigt. Nach dem Master Studium am Royal College of Art in London, spezialisierte sich Matic Veler auf Laser-Cut Arbeiten in der Mode und Objektkunst. „Ich arbeite gerne mit Materialien, die hart und kalt sind, um dann etwas Zerbrechliches zu schaffen, das dem Material eigentlich widerspricht. Zum Beispiel verarbeite ich Neopren und kombiniere es mit Kaschmir.“ Der Künstler sieht seine Arbeit in einer ganzheitlichen räumlichen Darstellung seiner Objekte, die vom Betrachter durch das Emotionelle ergänzt werden. Die „Bekleidung“ stellt gleichzeitig einen Zusammenhang zwischen Mode und einer Kunst-Installation her, die eine symbiotische Beziehung zueinander haben. Das bedeutet, dass die Kleidungsstücke eigentlich als Skulpturen anzusehen sind, die in einem Museum oder Galerie ausgestellt werden können und weniger zum alltäglichen Tragen kreiert wurden, sondern zum Betrachten.

Mit der Skulptur in der Synagoge ist für Matic Veler ein Traum in Erfüllung gegangen. „Ich konnte hier etwas schaffen, was meinem kreativen Denken entspricht. Meiner Meinung nach spielt es keine Rolle, an wen wir religiös glauben. Der Glaube an sich ist etwas sehr Schönes. Menschen, die glauben haben es leichter schwierige Zeiten in ihrem Leben zu überstehen, weil sie mental stärker sind.“ Der Künstler beschäftigt sich hauptsächlich mit der Erforschung des Kunsterlebnisses und dabei mit dem Zusammenhang zwischen Ästhetik und emotioneller Reaktion. Matic Veler erhielt bereits zahlreiche Preise für seine Arbeit. Unter anderem den Swarovski Award (2017), den Elle Style Award (Young Talent, 2016) und den BigSEE Grand Prix (Wearable Art, 2021).

Das Chanukka-Fest erinnert an die Befreiung der Israeliten von der griechischen Herrschaft, unter der Juden ihre Religion zwei Jahrhunderte lang nicht ausüben durften. Dies war erst wieder möglich, als Jerusalem im Jahr 164 v.d.Z zurückerobert wurde. Im Tempel fand sich, so die Legende, ein Ölkrug um einen Leuchter zu entzünden. Wundersamerweise reichte das Öl nicht nur für eine Nacht, sondern für acht Tage. Um daran zu erinnern, dauert Chanukka acht Tage und an jedem dieser Tage wird nach Einbruch der Dunkelheit eine Kerze mit dem Schamasch entzündet. Der Leuchter, die Chanukkia, hat entsprechend acht Arme und der neunte Arm ist für den „Diener“ oder „Schamasch“. Das Chanukka-Fest und auch die Chanukkia sind säkular und haben keinen biblischen Ursprung Daher hat auch die Chanukkia keine festgelegte Form. Aus diesem Grund ist das Gestalten eines Chanukka-Leuchters für jede Möglichkeit offen. Das Wort Chanukkia schuf Hemda Ben-Jehuda, die zweite Ehefrau von Elieser Ben-Jehuda, dem Autor des ersten modernen hebräischen Wörterbuchs, das wesentlich für die Verbreitung des heutigen Ivrit seit 1897 beigetragen hat.

Für die Installation in der Synagoge Graz hat sich Matic Veler sehr gut vorbereitet. Er beschäftigte sich davor mit der religiösen und mystischen Bedeutung von Chanukka, dem Gedenken an die Wiedererlangung Jerusalems und die Einweihung des zweiten Tempels. Es geht dabei um die Beziehung zwischen Körper und Seele, sowie Körper und Geist. Die Tanz-Performace zum Kunstwerk, beschreibt Matic Veler: „Mit dem Schamasch kannst der Geist, das Feuer weitergeben werden und eine andere Seele erleuchten. Im Tanz werden alle möglichen Momente unseres Lebens beleuchtet. Wut, Sorge, Glück, Traurigkeit, all diese Emotionen, die wir in unserem Leben durchmachen. Der ganze Raum der Synagoge sollte voller Magie sein. Ich wollte so etwas wie eine magische Umgebung schaffen.“ Menschen die einen sakralen Ort betreten, sind meistens bereits in einer besonderen Stimmung und haben mystische Gedanken. „Die Menschen sind spirituell verbundener und dabei offener für Emotionen.“ Bei den Besuchern, die für die Ausstellung in die Synagoge kamen, sah Matic Veler „Menschen, die zu lächeln anfingen oder sogar Tränen in den Augen hatten.“ Diese Reaktion war auch bei der Eröffnung bei den Anwesenden zu sehen.

 

 

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