Albert Bourla - Impfweltmeister
Albert Bourla - Impfweltmeister
(c) yiddish.at

Als im November 2020 Benjamin Netanyahu, damals Premierminister von Israel, mit Albert Bourla, Generaldirektor von Pfizer, vereinbarte, Impfstoffe gegen Covid für die israelische Bevölkerung zu kaufen, gab es weltweit den ersten Hoffnungsschimmer einen Weg aus der Pandemie zu finden. Israel wurde durch diese Vereinbarung zum Impfweltmeister und Pfizer gemeinsam mit dem Impfstoffentwickler BioNTech ein Weltbegriff. Albert Bourla hat sich aufgrund der relativ niedrigen Einwohnerzahl und seines ausgeklügelten Datenerfassungssystems im Gesundheitswesen entschieden, auf Israel zu setzen. Israel war das erste Land, das vollständig von der Innovation des Unternehmens profitierte.

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Bereits Anfang des Jahres 2020, als die ersten Nachrichten über ein neuartiges Virus aus China weltweit für Unruhe sorgten, war für Albert Bourla schnell klar: Diese Krise kann nur gemeinsam gemeistert werden. Es muss alles getan werden, um der Pandemie so schnell wie möglich zu begegnen. Noch im März 2020 stellte Pfizer einen Fünf-Punkte-Plan vor. Darin erklärte sich Pfizer zu einem offenen und kooperativen Vorgehen mit dem Ziel, möglichst schnell wirksame Therapien und Impfstoffe gegen das Virus zu entwickeln. Dazu gehört, wissenschaftliche Erkenntnisse auf Open-Source-Plattformen zu teilen, ungenutzte Produktionskapazitäten bereitzustellen und die eigene Expertise bei kleineren Biotech-Unternehmen einzubringen.
Ab Mitte März 2020 startete die Zusammenarbeit zwischen Pfizer und dem Impfstoffhersteller BioNTech, das mit seiner mRNA-Plattform den Ausgangspunkt der Kooperation bildete. Durch den Impfstoff Comirnaty wird das Konsortium aus Pfizer und der deutschen Firma BioNTech inzwischen zum wichtigsten Impfstofflieferanten der EU.
Bis Ende des Jahres 2021 hat Pfizer drei Milliarden Dosen seines mRNA-Impfstoffs ausgeliefert, vier Milliarden sind für das Jahr 2022 geplant.

Die neue Mutation Omicron des Coronavirus verlangt, dass angepasste Impfstoffe hergestellt werden. Albert Bourla sagte in einem CNBC-Interview Anfang Dezember 2021, dass Pfizer bereits eine Impfung unter Berücksichtigung von Omicron hergestellt hat, die seiner Meinung nach bis März getestet und den Aufsichtsbehörden vorgelegt werden könnte.
Außer der Impfstoffentwicklung hat Pfizer unter Albert Bourla auch ein Medikament in Tablettenform (Paxlovid) entwickelt, das nachweislich das Risiko eines Krankenhausaufenthalts und des Todes von Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, um fast 90 Prozent reduziert. Dafür wurde kürzlich in den Vereinigten Staaten eine Notfallgenehmigung erteilt, was den Weg für eine weite Verbreitung im Jahr 2022 ebnet. In Israel sind bereits die ersten Lieferungen des Medikaments eingetroffen.

Albert Bourla hat während seiner mehr als 25 Jahre bei Pfizer eine vielfältige und erfolgreiche Karriere aufgebaut. 2019 wurde er zum CEO des Unternehmens gewählt.
Als Sohn griechischer Juden und Holocaust-Überlebender wurde Albert Bourla 1961 in Thessaloniki geboren. Die Vorfahren der Familie flüchteten Ende des 15. Jahrhunderts von Spanien nach Griechenland, wo sie sich in Thessaloniki mit zahlreichen anderen jüdischen Spanien-Flüchtlingen niederließen. Die prosperierende griechisch-jüdische Gemeinde „Madre Israel“ bot den Geflüchteten einen guten Start in ein neues Leben. Vor 1938 und zu Beginn des nationalsozialistischen Regimes zählte die Gemeinde über 55.000 Mitglieder. Nach 1945 lebten nurmehr 2.000 Juden in Thessaloniki. Dem Mut und der Hartnäckigkeit eines Verwandten verdankte die Mutter von Albert Bourla, dass sie und ihre Schwester nicht ermordet wurden. Bourlas Vater konnte sich ab 1943 mit falschen Papieren und viel Glück im politischen Untergrund retten. Auch er sah seine Familie nie wieder. Durch die zunehmende Bekanntheit Albert Bourlas während der Pandemie, hat sich die griechische Bevölkerung stärker mit der jüdischen Geschichte in Griechenland auseinandergesetzt.
In zahlreichen Reden auf Veranstaltungen hat Albert Bourla immer wieder betont, dass es für ihn wichtig ist, nicht zu vergessen, aber gleichzeitig auch nicht zu hassen. Er unterstreicht immer wieder seine Verbundenheit zu Griechenland und weiß auch gleichzeitig um die wirtschaftlichen Probleme seines Geburtslandes. Um ein Zeichen gegen das „Brain-Drain“ - die Abwanderung qualifizierter Menschen - zu setzen, wird von Pfizer bzw. Albert Bourla ein digitales Technologiezentrum in Thessaloniki errichtet.
Bourla spricht normalerweise nicht viel über den Hintergrund seiner Familie, aber in einem Interview, das im Juni 2021 in der New York Times veröffentlicht wurde, erzählte er mehr als gewöhnlich. Er zitierte gegenüber der Times seine Mutter, die sagen würde, dass sie „einmal in einer schlechteren Lage war ... Das Leben ist ein Wunder. Nichts ist unmöglich.“
„Das war ihr Geist“, erinnert sich Albert Bourla. "Und sie hat mich dazu inspiriert, genauso zu sein." In diesem Interview fügte er hinzu: „Meine Mutter hat daran geglaubt, dass man alles im Leben tun kann. Dass es immer einen Weg gibt. Der Weg mag am Anfang nicht klar sein, aber es gibt immer einen Weg. Dafür habe ich ihr viel zu verdanken. Sie ist mein Vorbild. Was ich von meinem Vater mitbekommen habe, war herauszufinden, was schief gehen kann."

Albert Bourla studierte Veterinärmedizin an der Aristoteles Universität Thessaloniki und spezialisierte sich in Biotechnologie der Reproduktion. 1993 begann er seine Karriere bei Pfizer in der Tiergesundheitsabteilung als technischer Direktor von Griechenland. 1995 verließ er mit seiner Frau Griechenland, um in verschiedenen Positionen mit zunehmender Verantwortung innerhalb der Tiergesundheit für Pfizer in ganz Europa tätig zu sein. Seit 2001 lebt Albert Bourla mit seiner Familie in der Nähe von New York, wo er im weltweiten Hauptsitz von Pfizer arbeitet. Bis heute hat die Familie Bourla ein Haus in Chalkidike, das sie oft und gerne in der Ferienzeit bewohnt.

Die weltweite Anerkennung für die Leistungen durch die rasche Entwicklung und Verteilung von wirksamen Impfstoffen durch Pfizer, wurde Albert Bourla 2020 von einer renommierten amerikanischen Finanz-Zeitschrift als Amerikas Top-CEO im Pharmasektor zuteil. Davor erhielt er zahlreiche Auszeichnungen für seine innovativen Entscheidungen im Rahmen seiner Tätigkeit für den Pharmakonzern. Im Dezember 2021 hat CNN Business Albert Bourla zum „CEO des Jahres“ gewählt. „Pfizer hat der Menschheit viel Gutes getan, und wir sind sehr, sehr stolz darauf“, sagte Bourla gegenüber CNN Business. "Wir konnten nicht nur so viele Leben retten ... sondern genießen derzeit ein hohes Ansehen als Unternehmen.“

Auf die Frage eines BBC-Journalisten, was Albert Bourla zu all jenen sagt, die sich noch nicht impfen lassen wollten, antwortete er mit einer starken Botschaft: „Diejenigen, die einfach nur Angst haben, ist die einzige Emotion der Menschen, die stärker ist als die Angst, Liebe.
Ich verwende dieses Argument, weil die Entscheidung sich impfen zu lassen, nicht nur Ihre Gesundheit beeinflusst, sondern die Gesundheit anderer und insbesondere die Gesundheit der Menschen, die Sie am meisten lieben, weil sie es sind mit denen Sie interagieren werden.“

 

 

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